Nichts hilft uns besser, dem schnöden Alltag zu entkommen, als von der uns Muggeln versteckte Welt von Harry Potter, von Narnias Königreich jenseits des Kleiderschranks, oder von Tolkiens Mittelerde mit seinen zahlreichen fantastischen Kreaturen und Völkern zu lesen. Diese Beliebtheit eines Genres führt natürlich fast schon zu einer Überfülle von Fantasyliteratur. Um da herauszustechen, muss man vor allem eines sein: Originell. Und das ist genau, was Grischa, eine Trilogie („Goldene Flammen“, „Eisige Wellen“, „Lodernde Schwingen“) von Leigh Bardugo, besonders macht.
Das Heimatland ihrer Protagonistin Alina Starkowa ist keine Fantasiewelt voll schillernder Magie und Zauberei. Im eisigen Rawka, das stark an Rußland im 19. Jahrhunderts erinnert, lebt die Mehrheit der Bevölkerung ohne Magie als Untertanen des Zaren, der in seiner Armee diejenigen versammelt, die die Fähigkeit haben, Elemente wie Feuer, Wasser und Metalle, aber auch den Körper zu manipulieren. Die Heiler und Entherzer beispielsweise machen einen großen Teil der Armee aus. Diese in ganz Rawka hoch angesehenen Soldaten werden Grischa genannt, deren Anführer nur „der Dunkle“ genannt wird. Alina ist zunächst nur eine einfache Kartografin in der ersten Armee, bis sie ihrem Kindheitsfreund Maljen das Leben rettet, indem sie zum ersten Mal ihre einzigartige Kraft, Licht zu leiten und lenken einsetzt. Daraufhin wird sie zum Palast des Zaren gebracht, um dort zur Kriegerin ausgebildet zu werden. Als sich dann jedoch ein politischer Umbruch in Rawka anbahnt, unter dem das Volk von bösen Kräften versklavt zu werden droht und Alina für die Menschen im Lande als „Sonnenkriegerin“ immer mehr zur Ikone wird, muss Alina sich entscheiden: Stellt sie sich den Herausforderungen, die sie in den wilden Taigawäldern und kargen Steppen des Landes erwarten? Eine elegant und spannend geschriebene Trilogie, aus die einem typischen Fish-out-of-Water-Szenario eine interessante und einzigartige Geschichte macht.
Janne Sophie Borgaes (01/19)