Buchempfehlung: „Nennt mich nicht Ismael!“
Wer kennt diese Geschichte nicht? Allein ein seltsamer Name erweist sich nicht selten als Ursprung unangenehmer Mobbing-Erfahrungen im Schulalltag. Doch fehlt vom klassischen, ausgekauten Mobbingroman hier jede Spur: Unser Schüler heißt Ismael, Ismael Leseur und ist nicht, oder zumindest nicht bloß, durch eigenwillige oder törichte Eltern, sondern aufgrund einer urkomischen Geburtsgeschichte, deren ausführliche Wiedergabe sich das Buch keinesfalls ausspart, nach Ismael aus Moby Dick benannt. Prompt diagnostiziert er sich das „Ismael-Leseur-Syndrom“, welches er für sämtliche Leiden und Probleme seines Lebens verantwortlich macht.
Da wären sein Scheitern im sportlichen Wettkampf, die Reaktionen seiner Mitschüler*innen auf eine selbstgebastelte Batman-Puppe, welche sie nur als den dicken Kontrolleur erkennen und die immer wiederkehrenden Sprüche und hinterhältigen Streiche vom größten Mobber der Klasse Barry Bagsley. Wirklich spannend wird es für Ismael, als ein neuer Schüler, der ungewöhnlicher gar nicht sein könnte, der Klasse beitritt. James Scobie, das scheinbar perfekte Mobbing-Opfer, gründet einen Debattierclub und bekämpft die Mobber auf seine ganz eigene Weise: Mit der Macht der Sprache. Zusammen mit einer Ansammlung der Aufgabe vollkommen ungewachsenen Klassenkamerad*innen muss es Ismael, der unter panischer Angst vor Zuschauer*innen zu sprechen leidet, irgendwie gelingen, eine vernünftige Argumentation zusammenzustellen.
Auch oder gerade wer genug von den teils abstrus wirkenden Mobbingromanen hat, wird hier einen amüsanten Roman finden, der auch faszinierende Charaktere und andere Themen zu bieten fähig ist.
Kai Simanski (01/21)
Details:
„Nennt mich nicht Ismaell!“
Micheal Gerard Bauer
ISBN 978-3-423-62435-0