Cecilia Payne-Gaposchkin dachte, sie könne als Frau höchstens Lehrerin werden, wenn sie sich den Naturwissenschaften widmen würde. Trotzdem verfolgte sie ihre Leidenschaft und entdeckte schlussendlich nichts weniger als die Zusammenstellung unseres Universums.
Geboren wurde Cecilia Payne-Gaposchkin 1900 in England. Schon mit 12 hatte sie auf ihrer streng katholischen Schule mit Vorurteilen zu kämpfen, weil sie als einziges Mädchen Mathe und Deutsch lernen wollte. Ein zuvorkommender Lehrer unterrichtete sie schließlich in Deutsch, aber Mathe brachte sich das junge Mädchen großenteils selbst bei. Mit 18 kam sie auf eine andere Schule, an der sie die Wissenschaften lernen konnte, sowie in Musik weitergebildet wurde. Auch in dieser Disziplin war sie sehr begabt – ihr Lehrer war dort niemand anders als der Komponist Gustav Holst.
Nach ihrem Abschluss hatte sie nur ein Jahr, sich auf die Aufnahmeprüfung der Cambridge Universität vorzubereiten, doch sie bestand mit Bravour und erhielt sogar ein Stipendium. Dort lernte sie zunächst Botanik, Physik und Chemie, doch nach einer Vorlesung von Niels Bohr (ja, der Niels Bohr) entschied sie sich für die Physik allein.
Sie dachte, sie könne als Frau höchstens Lehrerin werden, bis der Direktor des Harvard Observatorium sie ermutigte, dort ein Jahr zu arbeiten. Nachdem sie das nötige Geld zusammenhatte, ging sie also 1923 nach Harvard. Auch, weil sie als Frau in England keinen Abschluss machen konnte. Dort verfasste Sie ihre These, dass Wasserstoff und Helium die Hauptbestandteile von Sternen, insbesondere der Sonne sein. Diese ist aus heutiger Sicht absolut korrekt, widersprach aber der damals anerkannten Meinung. Der Gutachter Henri Norris Russel behaupte deshalb, Payne-Gaposchkins These sei „eindeutig unmöglich“, woraufhin die junge Wissenschaftlerin ihre Aussagen widerrief und abschwächte. Erst 6 Jahre später, 1929, erkannte Henri Norris Russel nun doch ihre These an, welche der Zeit (und denen ihrer männlichen Mitstreiter) anscheinend deutlich voraus war.
1925 machte Sie Ihren Doktor am Radcliffe College, da sie ihren Doktortitel als Frau an der Harvard Universität nicht erhalten konnte. Ihre Arbeit wurde vom Astronom Otto Struve als „die zweifellos brillanteste, die je in der Astronomie geschrieben worden sei“ betitelt. Sie arbeitete jedoch weiterhin dort im Observatorium nur als technische Assistentin. Diese Arbeit war deutlich unter ihrem wissenschaftlichen Niveau und sehr schlecht bezahlt. Zusätzlich wurden viele ihrer Erkenntnisse nicht anerkannt, da ihr meist von einer Veröffentlichung abgeraten wurde. (Zum Beispiel ihre Arbeit am Stark-Effekts oder an interstellarer Absorption – beides wurde einige Jahre später von anderen Wissenschaftlern anerkannt.)
Später, im Alter von 38 Jahren, wurde sie als Astronomin am Harvard Observatorium angestellt. 1956 bis 1965 war sie dort Professorin, die erste Professorin in Harvard. Nach ihrem Ruhestand arbeitete sie immer noch weiter in einem anderen Observatorium, bis zu Ihrem Tod im Jahr 1979.
Jeremy Knowles, Dekan der Universität Harvard sagte über sie:
„Und doch überlebte sie und blühte auf.“ fügt Knowles hinzu. Na, dann stellen Sie sich doch mal bitte vor, wie sie aufgeblüht wäre, wenn Sie nicht ihr Leben lang schlecht bezahlt und zur Zurückhaltung gezwungen worden wäre.
An der mangelnden Bezahlung und Unterstützung, der sie während ihrer Lebzeiten ausgesetzt war, können wir leider nur hinterhertrauern, aber Anerkennung für ihre Leistung können wir ihr geben. Vielleicht merkt ihr euch ja, wer es war, die die Zusammensetzung der Sterne entdeckte.
Cecilia Payne-Gaposchkin (1900-1979), Astronomin.
Dana Leonie Dietrich (12/21)