Die berühmte Schlossanlage Belvedere beeindruckt bereits mit den imposanten Schlossfassaden und der weitläufigen und terrassenförmig angelegten Gartenanlage. Aber auch in den Schlössern selbst können, neben der barocken Raumarchitektur, viele Werke berühmter Künstler*innen sowie Skulpturen bestaunt werden.
Das Belvedere wurde zwischen 1712 und 1723 im Auftrag des österreichischen Prinzen Eugen von Savoyen (1663-1736) vom Barockarchitekten Johann Lukas von Hildebrandt im Bezirk Landstraße (3. Bezirk) erbaut. Prinz Eugen war ein erfolgreicher Feldherr, der einen großen Anteil am Sieg über die Türken im Jahr 1683 hatte.
Das Belvedere besteht aus zwei separaten Schlössern, dem Oberen und dem Unteren Belvedere. Sie sind durch eine geometrisch gestaltete Gartenanlage, die auf drei Terrassen angelegt ist, miteinander verbunden.
Das Untere Belvedere wurde zuerst fertiggestellt (1716) und diente als Sommerwohnsitz des Prinzen. Neben Wohnräumen gab es u.a. einen Prunkstall, in dem die Leibpferde des Prinzen untergebracht waren, und eine Orangerie, also einen beheizten Wintergarten. Heute werden in dem ehemaligen Stall österreichische Kunstwerke aus dem Mittelalter ausgestellt und in der Orangerie Sonderausstellungen präsentiert. Außerdem kann man den prächtigen Marmorsaal besichtigen; er erstreckt sich über zwei Stockwerke und diente früher als Empfangsaal.
Zurzeit ist das Untere Belvedere aufgrund von Renovierungsarbeiten geschlossen und wird voraussichtlich im Januar 2022 wiedereröffnet.
Am höchsten Punkt des Parks befindet sich das Obere Belvedere, das eine prächtige Fassade besitzt und vor allem für Repräsentationszwecke genutzt wurde. Wenn man in das Schloss eintritt, kommt man in die Sala terrena; einen Raum, der früher einen fließenden Übergang von Garten und Prunkstiege, dem Treppenhaus, schuf und heute der Eingangsbereich des Museums ist. Die Treppen führen zu einem großen Marmorsaal, von wo aus man einen großartigen Blick über Wien hat.
Ob Werke aus dem Mittelalter, dem Barock, des Jugendstils oder der Moderne – im Oberen Belvedere können die Besucher*innen mit den Werken durch verschiedene Epochen reisen. In der Dauerausstellung werden berühmte Werke von Künstler*innen wie Gustav Klimt, Vincent van Gogh und Claude Monet ausgestellt. Ein Highlight ist das Werk „Der Kuss“ von Klimt, das vielen Andreaner*innen bereits „über den Weg gelaufen ist“; das Gemälde wurde von einem ehemaligen Kunstleistungskurs abgemalt und hängt im Schulgebäude bei den Treppen vor dem Lehrer*innenzimmer.
Auch das Werk ,,Napoleon am Großen St. Bernhard“ von Jaques Louis David dürfte einigen bekannt sein, da es in fast jedem Geschichtsbuch zu finden ist.
Die Sonderausstellung „Bessere Zeiten? Waldmüller und das Wiener Biedermeier“, die bis Ende Februar 2022 andauert, lässt die Besucher*innen aufgrund des naturalistischen Malstils zweimal hinschauen. Ob der Faltenwurf eines Kleides oder die Federn eines Vogels – alles sieht täuschend echt aus und man hat das Gefühl, den Bildern Dinge entnehmen zu können. Die Werke entstanden in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, im sogenannten Wiener Biedermeier (neue Stilrichtung zwischen dem Wiener Kongress 1814/15 und der Revolution von 1848), wo der Fokus auf den häuslichen Alltag, die heimatliche Landschaft und Blumenmalerei gelegt wurde. Ein bedeutender Künstler dieser Epoche ist der österreichische Maler Ferdinand Georg Waldmüller, dessen Name der Ausstellung den Titel gab.
Nach dem Besuch des Oberen Belvedere bietet sich ein Spaziergang durch die barocke Gartenanlage zwischen Unterem und Oberen Belvedere an. Die Anlage wurde von der UNESCO zum Weltkulturerbe ernannt und ist von symmetrischen Blumenbeeten und Wasserbecken geprägt. Auf der anderen, der südlichen Seite des Oberen Belvedere ist der berühmte „Spiegelungssee“ zu finden, dessen glatte Wasseroberfläche die Schlossfassade optisch verdoppelt und somit noch imposanter wirken lässt.
Am Haupttor des Oberen Belvederes werden die Besucher*innen derzeit von hunderten Regenbogen-Bildern überrascht. Bei dieser Sonderausstellung hatten im Frühjahr 2021 über tausend Kinder im Alter von 6 bis 12 Jahren aus ganz Österreich Regenbogenbilder gemalt, die später auf eine 70 Meter lange Installation zusammengetragen und im Garten des Belvederes ausgestellt wurden. Das Projekt wurde von dem Künstler Ugo Rondinone ins Leben gerufen, der mit dem Motiv des Regenbogens „eine Brücke zwischen jedem und allem“ darstellen und Menschen glücklich machen möchte.
Das Belvedere ist auf jeden Fall einen Besuch wert. Ob Kunst, Architektur oder Natur – für *jede/ jeden ist etwas dabei!
Zurzeit leben noch etwa 500 Nachfahren der Habsburger-Linie!
Funfact
Amrei Berg
Bildquellen:
Unteres Belvedere: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/9/9b/Wien_-_Unteres_Belvedere.JPG/2560px-Wien_-_Unteres_Belvedere.JPG
Oberes Belvedere: https://www.belvedere.at/sites/default/files/media-directories/_DSC1495%20Foto%20%C2%A9%20Lukas%20Schaller.jpg
Der Kuss – Gustav Klimt: https://www.froelichundkaufmann.de/out/pictures/master/product/1/der-kussgustav-klimt-1862-1918_736740.jpg
Napoleon am Großen St. Bernhard – Jaques Louis David: https://www.schultrainer.de/wp-content/uploads/2019/01/Napoleon.jpg
Gartenanlage Belvedere: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/6/64/Wien_03_Belvederegarten_a.jpgRegenbogen-Kunstprojekt:https://www.belvedere.at/sites/default/files/2021-06/Ugo%20Rondinone%20Regenbogen%207-6-2021-16.jpg