Wien ist bekannt für den Reichtum an Komponist*innen, die in der Stadt lebten und wirkten (auch wenn es zahlenmäßig deutlich mehr Männer sind, die bekannt geworden sind). In verschiedenen Epochen stellte Wien ein musikalisches Zentrum dar, wobei in der Wiener Klassik Wien eine besondere Bedeutung innehat.
Die Wiener Klassik bezeichnet den Zeitraum zwischen etwa 1760 und ca. 1830, in der sich neue Strukturen, wie z. B. die Sonatenhauptsatzform mit den immer wiederkehrenden Motiven und Themen, durchsetzten und Formen wie Sonaten, Symphonien und (Streich-)Quartette immer verbreiteter wurden. Für diese Epoche stehen besonders drei große Komponisten: Joseph Haydn, Wolfgang Amadeus Mozart und Ludwig van Beethoven.
Alle drei Komponisten lebten zumindest für eine Zeit ihres Lebens in Wien, was der Stadt eine enorme musikalische Bedeutung erbrachte, und standen u.a. in engem Kontakt miteinander. So waren z. B. Haydn und Mozart trotz großem Altersunterschied – Haydn war 24 Jahre älter als Mozart – enge Freunde und inspirierten sich gegenseitig. Mozart widmete Haydn z. B. sechs Streichquartette, die 1782 erschienen (KV 387, 421, 428, 458 sowie 464-465), und nach Mozarts Tod im Jahr 1791 schrieb Haydn den zweiten Satz seiner Symphonie Nr. 98, den er „Adieu an Mozart“ nannte. Auch Beethoven, der erst 1770 geboren wurde und später auch den Übergang zur Romantik prägte, stand im Kontakt mit den anderen beiden Künstlern. So wollte er z. B., auch wenn es letztendlich durch einen unglücklichen Zwischenfall nicht dazu gekommen ist, bei Mozart Unterricht nehmen. Später wurde er dann von Haydn unterrichtet. Durch diese Bekanntschaften und Zusammenarbeit der drei wichtigsten Komponisten der Weimarer Klassik wurde Wien zu einer zentralen Stadt für Musiker*innen und erlangte in dieser Zeit immer mehr Bedeutung.
Auch in der Romantik, die vom Anfang des 19. Jh. bis zum Anfang des 20. Jh. ging und für die der betonte Ausdruck der Gefühle im Vordergrund stand, womit auch die Erweiterung und Überschreitung der klaren Formen und Vorgaben aus der Klassik einherging, gab es viele wichtige Komponist*innen in Wien. So wurde z. B. auch Franz Schubert 1797 in Wien geboren. In seiner Wirkungszeit eiferte er besonders Beethoven nach und verband seine Werke durch Motive und Themen nach seinem Vorbild. Auch Franz Liszt spielte, auch wenn nur wenige, Konzerte in Wien, bei denen sogar Beethoven zuhörte und die ihm zur Reise nach Paris verhalfen. Liszt wurde gefolgt von Johann Strauss (Sohn), der in der Nähe von Wien im Jahr 1825 geboren wurde und seinem Vater Johann Strauss, dem „Walzerkönig“, nachkam. So schrieb auch er unglaublich viele Walzer, wie auch „An der schönen blauen Donau“, was den Einfluss der Stadt auf seine Werke sehr deutlich macht. Er machte den Wiener Walzer immer populärer in der Gesellschaft und bis heute zu einem Wahrzeichen Wiens. Durch sein Reise-Orchester, mit dem er erstmals durch viele verschiedene Städte reisen und seine Werke präsentieren konnte, erlangte Strauss internationalen Ruhm und wurde europaweit bekannt. Johann Strauss war außerdem ein enger Freund von Johannes Brahms, der 1871, also erst mit 38 Jahren, nach Wien zog und dort als Dirigent arbeitete und später auch seinen Lebensabend verbrachte. Johannes Brahms gilt als Hauptvertreter der Hochromantik, die in der zweiten Hälfte des 19. Jh. lag, und stand also in der Tradition von großen Komponist*innen, die in Wien lebten und wirkten. Ein weiterer wichtiger Komponist, der in Wien lebte, war Gustav Mahler, der ab 1875 in Wien studierte. Neben anderen Studiengängen belegte Mahler das Fach Musikgeschichte bei Anton Bruckner, der seinerseits ein bedeutender Komponist Wiens war.
Ein weiterer Musiker, der mit Wien assoziiert wird und dort geboren wurde, allerdings eine ganz andere Richtung der Musik einschlug, war Falco. Falco lebte einen großen Teil seines Lebens in Wien und erlangte durch seine Pop-Hits, wie „Rock Me, Amadeus“ internationalen Erfolg. Aber auch mit viel kritisierten Liedern, wie „Jeanny“, in dem die unverblümte Darstellung von drastischer Gewalt gegen Frauen, die besonders im Video deutlich wird, von Sittenwächter*innen und Frauenrechtler*innen kritisiert wurde, sorgte Falco für viel Aufmerksamkeit.
Alle dieser Musiker*innen und noch viele mehr, die in Wien lebten und große Werke schrieben, sorgten dafür, dass Wien bis heute ein musikalisches Zentrum ist und eine große Bedeutung in der Musikgeschichte hat.
Mozartkugeln gibt es in jedem Wiener Souvenirshop – aber wusstet ihr, dass die meisten dieser Kugeln eigentlich in Deutschland hergestellt werden?
Funfact
Anne Boltzendahl
Bildquellen:
W. A. Mozart: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/1/1e/Wolfgang-amadeus-mozart_1.jpg
Ludwig v. Beethoven: http://mv-wolfersweiler.de/wp-content/uploads/sites/470/2018/09/beethoven-600x600jpg-300×300.jpg
F. J. Haydn: https://de.wikipedia.org/wiki/Joseph_Haydn#/media/Datei:Joseph_Haydn.jpg
J. Brahms: https://en.wikipedia.org/wiki/Johannes_Brahms#/media/File:JohannesBrahms.jpg
Falco: https://static.schlager.de/uploads/2017/02/falco_presse_1_credit_curt_themessl-768×763.jpg