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Gymnasium Andreanum

Was machen sie heute?

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Im Rahmen des Jubiläumsjahres arbeitet der Andreaner Artikel aus alten Ausgaben auf und vergleicht sie mit der heutigen Zeit. Dabei sind wir auf eine Artikelreihe namens „Was machen sie heute?“ gestoßen, die erstmals 1958 in einer Ausgabe integriert wurde, und die wir gerne wieder aufgreifen möchten. 

In der Artikelreihe ging es darum, dass ehemalige Schüler über ihre Zeit nach der Schule geschrieben haben, bspw. über ihr Studium, ein Jahr Work and Travel, Reisen, ihre erste Arbeit oder wichtige Erfahrungen, die sie gemacht haben. Aber auch, wie sie die Schulzeit in Erinnerung haben oder Tipps und Tricks, die sie den nachfolgenden Schülern mit auf den Weg geben wollten.

Wir bedanken uns bei allen, die einen Beitrag eingereicht haben und noch einreichen werden!

Das freiheitliche Jahrzehnt

Ich besuchte das Andreanum von 1972 bis zum Abitur 1981. Anfangs war ich ziemlich eingeschüchtert von der Atmosphäre. Der große, zunächst unübersichtliche Bau, eine sehr bürgerliche Elternschaft aus Notaren, Professoren, Pastoren und Wirtschafts-bossen. Und in den ersten Jahren waren die Lehrer – zu ca. 2/3 männlich – zum Teil noch vom autoritären Stil geprägt. Es vereinzelt gab es sogar körperliche Übergriffe. Es kam durchaus vor, dass Mitschüler geohrfeigt wurden, am Ohr gezogen oder mit Schlüsseln nach ihnen geworfen. Das änderte sich in der zweiten Hälfte der siebziger Jahre sehr rasch. Das Kollegium verjüngte sich und immer mehr Frauen, von denen vorher nur sehr wenige unterrichteten, traten als Lehrkräfte ein. Das war auch dringend notwendig, weil anfangs infolge Personalmangels oft Unterricht in Englisch, Erdkunde und Biologie ausfiel oder wir „Fernsehmathe“ hatten. Weil es keinen Mathelehrer gab, wurden die Klasse im Filmraum vor den Fernseher gesetzt, wo uns ein sprechendes Dreieck Mathe beibringen sollte. Das hat zumindest bei mir dazu geführt, dass ich später wenig Verständnis und wenig Interesse an Mathematik hatte.

Auf der anderen Seite war immer spürbar, dass fast ausnahmslos alle Lehrkräfte mit großem Einsatz und Leidenschaft für ihr Fach und für die Bildung der Schüler tätig waren. Ich kann mich nur an eine einzige Lehrkraft erinnern, die immer wieder ihre längst veralteten Konzepte zu gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Themen präsentierte. Daneben gab es zahlreiche Initiativen außerhalb des Lehrplans wie Chor, Orchester, Rudern, Studienfahrten und die Theater-AG, die von allen Beteiligten mit sehr großem Einsatz betrieben wurden. Für die Vorbereitung und Durchführung von Musikprojekten, Studienfahrten und Schüleraustausch opferten die Lehrkräfte Geld und Freizeit. Besonders in der Theater-AG ging die Leidenschaft sehr weit. Die Leiterin, Frau Langrehr, machte viele Jahre sehr engagierte Projekte und Aufführungen mit uns Schülern, die auch den Zusammenhalt unter uns sehr förderten. Darüber hinaus hatte sie einen modebewussten Auftritt, was im Kollegium eher selten war. Vielleicht trug sie deswegen auch den Spitznamen „Lola“. 

Mit der Verjüngung des Kollegiums und der Schulleitung entstanden neue Freiräume, die die Lehrkräfte und die Schüler kreativ nutzten. Es wurden Partys im Schulgebäude gefeiert, die wir als Schüler selbst organisiert haben. Ein Sicherheitsdienst war damals überflüssig, es gab keine Übergriffe und keine Ausfälle. Die Schulleitung hatte keine Bedenken, sondern hat diese Veranstaltungen erlaubt und gefördert. Es durfte dabei auch geraucht werden. Ebenso wie in der Raucherecke des Pausenhofs und im Oberstufengebäude in der Klosterstraße. Es gab sogar Lehrer, die im Unterricht rauchten, ohne dass sich jemand beschwerte.

Ein Highlight war die 750-Jahr-Feier der Schule im Jahr 1975. Alle Klassen hatten Projekte vorbereitet und es gab ein Riesenfest auf dem Schulgelände. 

In der zweiten Hälfte der siebziger Jahre wurden wir als Schüler mehr und mehr in die Auswahl der Themen einbezogen. Vor allem in gesellschaftlichen Fächern und bei der Lektüre in Fremdsprachen. Dabei gab es auch Lehrkräfte, die sich vor schwierigen Themen nicht scheuten und mit uns in einen offenen, kritischen Dialog eintraten, z.B. über die Geschichte der Bundesrepublik nach 1945.

Aus dieser offenen, konstruktiven Atmosphäre heraus entstand 1978 oder 1979 eine neue Schülerzeitung unter dem Titel „Pusteblume“, die eine spaßige Alternative zu dem damals recht verstaubten „Andreaner“ sein wollte. Ein chaotisch organisiertes, aber lustig und effektiv arbeitendes Team brachte mehrere Jahre lang in unregelmäßiger Folge immer neu gedruckte Ausgaben heraus, die nicht verkauft, sondern ausschließlich durch Anzeigen finanziert wurden, die wir bei lokalen Händlern, Gaststätten usw. einwarben. Die Auflage schwankte um 1.000 bis 1.200 Exemplare, die wir nach Genehmigung durch die Schulleitung, Herrn Direktor Pust, auf dem Schulgelände verteilen durften. Und wenn die Genehmigung wegen inhaltlicher Bedenken verweigert wurde, was vorkam, vor dem Schultor. Das Heft stieß immer auf sehr großes Interesse bei Schülern, Eltern und ich glaube auch bei Lehrern.

Das Abschiedsgeschenk des Abiturjahrgangs 1981 war ein Kastanienbaum, der von einigen Schülern in einer nächtlichen Aktion heimlich auf dem Schulgelände eingepflanzt wurde. Auch hier zeigte sich die Schulleitung tolerant und ließ den Baum stehen und wachsen. Zumindest im Jahr 2024 stand er, in mehr als 40 Jahren stattlich herangewachsen, noch immer im Innenhof zwischen den beiden Trakten.

Meine Mitarbeit an der Schülerzeitung „Pusteblume“ und meine Wahl zum Schüler-sprecher 1979 oder 1980 haben in mir dem Wunsch geweckt, selber Journalist zu werden. Das habe ich nach dem Abitur 1981 aber nicht erfolgreich umsetzen können, weil ich dafür keinen Studienplatz bekam und den aufwendigen Weg über freie Mitarbeit und Volontariat nicht gehen wollte. Stattdessen habe ich in Berlin, das damals noch geteilt war, Jura studiert und bin seit mehr als 30 Jahren als Richter in Darmstadt und Frankfurt a.M. tätig. Nach Hildesheim hat es mich nie zurückgezogen.

Ich lebe seit mehr als 40 Jahren mit einer wunderbaren Andreanerin zusammen, die ich bald nach dem Abitur kennen gelernt habe. Gemeinsam haben wir drei tolle, erwachsene Söhne, von denen einer Journalist geworden ist, und ein Enkelkind.

Ich bin sicher, dass mein Leben ohne den Besuch des Andreanums in den siebziger Jahren anders und vielleicht nicht so positiv verlaufen wäre. Für mich und viele andere meiner Generation der Baby-Boomer hat sich das damalige sozialliberale Versprechen „Aufstieg durch Bildung“ realisiert. Dafür bin ich der Schule bei allen Schwierigkeiten, die es auch gab, sehr dankbar und immer noch verbunden. Deswegen sehe ich der 800-Jahr-Feier mit großer Freude entgegen.

Klaus Beate

Jugenheim a.d.B.


Hans-Jürgen Bartels

Ich möchte mich den Glückwünschen zum 800-jährigen Bestehen der Schule anschließen.

Ich selbst war auch Schüler des Andreanums und habe mein Abitur im September 1966 abgelegt. In diesem Jahr gab es zwei Abiturjahrgänge, da es 1966 und 1967 zwei Kurzschuljahre gab, um den Schuljahresbeginn von April (nach Ostern) auf August (nach den Sommerferien) zu verlegen.

Beim Lesen des Artikels an meine Schulzeit erinnert, die ich etwa jeweils zur Hälfte in den ehemaligen Räumen der Freiherr-vom-Stein-Mittelschule und im Gebäude auf dem Michaelishügel verbracht habe. Der „Andreaner“ hat mich durch die gesamte Schulzeit begleitet. Bei der Ansicht der veröffentlichten Titelseiten des Andreaners waren die Erinnerungen daran wieder präsent. Meine alten Ausgaben des Andreaners sind bei Umzügen in den vergangenen Jahrzehnten leider abhanden gekommen.

Besonders die Zeit in den ehemaligen Räumen der Freiherr-vom-Stein-Mittelschule war von wesentlich traditionalistischeren Regeln als heute geprägt. So mussten sich zum Ende der großen Pause (die durch ein schrilles Klingeln der Schulglocke signalisiert wurde) die Schüler:innen auf dem Schulhof in Reih und Glied klassenweise aufstellen und dann geordnet ins Schulgebäude zurückkehren.

Das Andreanum war zu der Zeit offiziell eine Jungenschule. Es firmierte als „Altsprachliches Gymnasium für Jungen „. Mädchen „durften“ die Schule auch besuchen, weil es in Hildesheim kein evangelisch orientiertes altsprachliches Gymnasium für Mädchen gab. Der Zusatz „für Jungen“ im Schultitel entfiel erst nach meiner Schulzeit.

Der Neubau des Andreanums auf dem Michaelishügel wurde von uns damals sehnsüchtig erwartet, da die Räumlichkeiten in den ehemaligen Räumen der Freiherr-vom-Stein-Mittelschule sehr beengt waren.

Ich habe dann nach meiner Schulzeit verfolgen können, wie verschiedene Gebäude im Laufe der Jahre zusätzlich auf dem Schulgelände errichtet wurden und für eine Verbesserung bzw. Ausweitung der Unterrichtsmöglichkeiten sorgten.

Ich hoffe, dass sich für die Gebäudeteile, die heute sanierungsbedürftig sind, die erforderlichen finanziellen Mittel aufbringen lassen, damit die Ausbildungsqualität nicht beeinträchtigt wird und der gerade in der Gegenwart so wichtige Ansatz einer ganzheitlichen Ausbildung fortgeführt werden kann. In dem Zusammenhang ist es vielleicht auch überlegenswert, einen Teil der benötigten Mittel über Spendengelder zu finanzieren.

Viele Grüße aus Hamburg, 

Hans-Jürgen Bartels


Jan Gülzow

Ich war bis Ende 2017 am Andreanum und habe mehrere Jahre Trompete im Orchester des Andreanums gespielt.

Nach der Schule bin ich ein halbes Jahr in ein Praktikum in der Tanzschule Bodscheller gegangen. Im Anschluss habe ich die 3-jährige Ausbildung zum ADTV Tanzlehrer bei Bodscheller gemacht. Im Anschluss habe ich noch ein Jahr festangestellt als Tanzlehrer bei Bodscheller gearbeitet und habe Tanzkurse für Jugendliche und Erwachsene gegeben. Verschiedene Kursarten im Bereich Welttanzprogramm 1 (Anfänger Kurs), Welttanzprogramm 2 (Fortgeschrittenen Kurs), Bronze, Silber, Gold, Goldstar bis Super Goldstar 3, Hochzeitskurse und ich habe noch eine Fortbildung zum Fachtanzlehrer für Salsa und Latinotänze gemacht, um Salsa Kurse anbieten zu können. Dann folgte noch eine Fortbildung zum Fachtanzlehrer für Linedance. Pro Woche habe ich so 25-30 Tanzkurse gegeben.

Aufgrund der Corona Krise wurde der Freizeitbereich, also auch der der Tanzschule, extrem gebeutelt.

Deswegen habe ich mich dann 2022 entschieden, einen neuen Beruf zu erlernen, um für die Zukunft abgesichert zu sein.

Im September 2022 habe ich die Ausbildung bei der Bundespolizei im mittleren Dienst über 2,5 Jahre begonnen.

Die Ausbildung ist nun seit Ende Februar abgeschlossen.

Jetzt habe ich meine erste Stelle bei der (Bundes-)Bereitschaftspolizei in der Abteilung in Duderstadt (Nähe Göttingen) angetreten und habe mir da auch eine eigene Wohnung genommen.

Dort werde ich nun auf unbestimmte Zeit arbeiten und meinen Dienst überwiegend bei Fußballspielen (Hannover 96, Eintracht Braunschweig, St. Pauli, VfL Osnabrück, RB Leipzig), Demonstrationen, Hausdurchsuchungen und Grenzeinsätzen an der Südgrenze (Bayern und Schweiz) verrichten.

Ich habe gute Erinnerungen an die Zeit am Andreanum im Bereich des Musik LKs mit Herrn Martinek und die Orchesterproben unter Dr. Volpers und Frau Strecker. Auch gut in Erinnerung habe ich die Orchester-/Chor-Freizeit.

Ich wünsche allen jetzigen Andreanern viel Erfolg auf ihrem zukünftigen Lebensweg.

Macht immer das Beste draus und kümmert euch nicht darum, was Andere euch einreden wollen. Holt für euch selber immer das Bestmöglichste raus.

Mit freundlichen Grüßen

Jan Gülzow

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