Die meisten von euch werden sicherlich mitbekommen haben, dass im Juni der sogenannte „Pride Month“ gefeiert wird. Aber woher kommt das eigentlich und wieso ist es heute noch relevant?
Wir befinden uns in den USA in den 1960er Jahren. Damals wurde Homosexualität, beziehungsweise geschlechtsbezogene und sexuelle Diversität, als Krankheit angesehen und Angehörige der LGBTQ+ Community wurden deshalb ausgegrenzt, diskriminiert und in Zuchthäuser oder Gefängnisse gesteckt.
Das „Stonewall Inn“, eine Bar in der Christopher Street in New York, entwickelte sich zu dieser Zeit zu einer Art geheimen Treffpunkt, an dem sich viele queere Menschen aufhielten. Da das Lokal allerdings keine Lizenz zum Alkoholverkauf hatte, gab es oft Razzien der Polizei, bei denen es häufig zu Gewalt und Verhaftungen gegenüber homosexuellen Menschen kam.
Am 28. Juni 1969 kam es erneut zu einer gewalttätigen Razzia, doch diesmal hatte sich etwas geändert. Die LGBTQ+ Gemeinschaft wehrte sich gegen die Polizei und demonstrierte. Flaschen und Steine flogen durch die Luft und die Polizisten wurden durch Menschenketten abgedrängt. Es gab viele Verhaftungen und viel Gewalt von Seiten der Polizei, doch die Demonstrant*innen ließen sich nicht unterkriegen und die Uniformierten schafften es erst nach ca. 3 Stunden die Straße zu räumen.
Diese Unruhen führten zu weiteren Protesten für LGBTQ+ Rechte und gegen Polizeigewalt und sind der Anstoß für die Demonstrationen, die auch noch heutzutage stattfinden.
Um an die Aufstände zu erinnern und jene zu feiern, die sich früher schon für Diversität und Rechte eingesetzt haben, feiern wir den Pride-Month. In vielen Städten Deutschlands gibt es Paraden zum Christopher Street Day, welcher nach der berühmten Straße des Stonewall Inns benannt ist.
Ein Name, den ihr kennen solltet: Marsha P. Johnson
Marsha P. Johnson (1945-1992) war eine afroamerikanische Transfrau, die sich sehr für LGBTQ+ Rechte einsetzte. Zeit ihres Lebens war sie obdachlos und musste sich mit Prostitution über Wasser halten. Im queeren Nachtleben der Christopher Street fand sie ihr Zuhause als Dragqueen. Vor allem lag es ihr am Herzen, obdachlosen LGBTQ+ Jugendlichen zu helfen und sie zu unterstützen. Zusätzlich klärte sie über HIV auf, um der Stigmatisierung von schwulen Männern entgegenzuwirken. Bei den Stonewall Unruhen war sie sehr präsent und zusammen mit Sylvia Rivera, ebenfalls Aktivistin, maßgeblich an den Aufständen beteiligt
Wieso ist der Pride Month immer noch relevant?
In den meisten anderen Ländern werden LGBTQ+ Mitglieder diskriminiert und ausgestoßen. In Deutschland gab es 2020 laut Bundesinnenministerium 782 Straftaten, die aufgrund von homophoben und transphoben Motiven begangen wurden.
Deswegen feiern wir Pride, deswegen brauchen wir Pride. Um auf unsere Vielfalt stolz zu sein und uns nicht zu verstecken. Um für Toleranz und gegen Gewalt einzustehen. Um stolz darauf zu sein, was andere schon für uns geschafft haben und vor allem, um daran zu erinnern, welcher Weg noch vor uns liegt.
Dana L. Dietrich (06/21)